Listen to the Archive: Migration, Flucht & Stadtpolitik. Von Teheran nach Köln

veröffentlicht 11. Oktober 2022

Feminismus hat Geschichte! Und die ist politisch, bewegt und reich an Auseinandersetzungen. Sie erzählt von Solidaritäten und Brüchen, sie hat viele Gesichter, Perspektiven und nicht zuletzt Schultern, auf denen auch heute Feminismus gelebt, gedacht und ausgehandelt wird. Von Frauenstreiks bis Cyberfeminismus, von Pionier*innen in Sport oder Sprache: Der DDF-Podcast blickt auf Akteur*innen und Phänomene aus mehr als 200 Jahren feministischer Bewegungsgeschichte.

Was trennt, was verbindet – damals und heute? Wir öffnen feministische Zeitkapseln und Schatzkisten, treffen Historiker*innen, Zeitzeug*innen und weitere Expert*innen – und nehmen euch mit auf eine Entdeckungstour durch die feministischen Archive. Listen to the Archive!

3. Folge: „Strom fließt überall gleich“ – Migration, Flucht & Stadtpolitik. Von Teheran nach Köln

„Strom fließt überall gleich“, meint Dr. Afsar Sattari. Neben ihrem technischen Interesse war dies für sie auch ein ganz pragmatischer Grund, unter anderem Elektrotechnik zu studieren – ein Fach, welches „überall in der Welt anwendbar ist“. Als politisch Verfolgte kam sie in den 1980er Jahren aus Iran nach Deutschland und lebt seither in Köln. Auch hier setzt sie sich zivilgesellschaftlich ein, teilt ihr Wissen und unterstützt Migrant*innen bedarfsorientiert in ihrem Bildungs- und Berufsweg. 

In Deutschland hat gut jede vierte Person Migrationsgeschichte, ob selbst migriert oder bereits in Deutschland geboren. Migration ist also unfraglich Teil politischer, wirtschaftlicher und kultureller Lebenswirklichkeit – und spiegelt sich damit auch in der jeweiligen Geschichte und Politik der Städte, Länder und Regionen wider. In der aktuellen Folge blicken wir nach Köln – als nur ein Beispiel dafür, wie Stadt- und Migrationsgeschichte untrennbar miteinander verwoben sind. Überall in der Stadt finden sich auch Spuren feministisch-migrantischer Bewegungsgeschichte. Um ihre Sichtbarkeit muss bis heute noch oft gerungen werden. Wem werden Straßennamen gewidmet oder Denkmäler erstellt? Welche Geschichten prägen das Zusammenleben, bleiben aber zu oft noch unbekannt?

Einen Fundus an Wissen und Material bietet hier der Kölner Frauengeschichtsverein – und Migrationsgeschichte ist ein zentrales Thema, ob in Stadtführungen der Historikerin Irene Franken oder aktuellen Projekten. Im Fokus steht derzeit die von der Historikerin Nuria Cafaro betreute Dokumentation der Geschichte feministisch-migrantischer Selbstorganisierung, wie der von Beshid Najafi mitbegründete agisra e.V., der Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen* und geflüchtete Frauen*, die seit Jahrzehnten unverzichtbare Angebote für Frauen und Mädchen aus zahlreichen Herkunftsländern ermöglicht.

Und auch die Gründe, den Ort des Lebensmittelpunkts zu wechseln, sind vielfältig: Neben der Migration aus beruflichen, familiären und Bildungszwecken ist die Flucht vor angedrohter oder erlebter Verfolgung und Gewalt – also die Suche nach Schutz – ein zentrales Motiv. Das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR schätzt, dass rund ein Prozent der Menschheit, damit rund 100 Millionen Menschen gerade auf der Flucht sind: vor Kriegen, Gewalt und Notlagen. Insbesondere Frauen, Mädchen sowie queeren und trans Personen werden in diesen Situationen oft Menschenrechte verweigert – nicht zuletzt zeigen das auch die aktuellen Geschehnisse etwa in der Ukraine, in Iran oder Afghanistan. Gegenwart und Geschichte verbinden sich damit unweigerlich in dieser Folge von: Listen to the Archive!

Mit: Nuria Cafaro (Historikerin & Leitung des Projekts Selbstorganisation von Migrantinnen in Köln des Kölner Frauengeschichtsvereins), Irene Franken (Historikerin und Mitbegründerin des Kölner Frauengeschichtsvereins), Behshid Najafi (Pädagogin und Politikwissenschaftlerin, Mitbegründerin von agisra e.V.) und Dr. Afsar Sattari (Ingenieurin und Doktorin der Philosophie, Dozentin an div. Universitäten, Projekte zu Migration, Gender und MINT-Bereich).

Mehr feministische Geschichte erzählen

Durch den Podcast begleitet Birgit Kiupel. Sie ist Bewegungs- und Radiofrau, Zeichnerin und promovierte Historikerin, DDF-Geschichtsexpertin in Hamburg und ausgemachte Kennerin der Archive. Sie führt durch Gespräche und Geschichten – mit dem richtigen Gespür für besondere Fundstücke aus den feministischen Archiven.

Neue Folgen von „Listen to the Archive. Der DDF-Podcast zu feministischer Geschichte“ erscheinen im Abstand von zwei bis drei Monaten. Zu hören überall dort, wo es Podcasts gibt.

Listen to the Archive. Der DDF-Podcast zu feministischer Geschichte ist eine Produktion des Digitalen Deutschen Frauenarchivs.

Konzept: Birgit Kiupel, Steff Urgast

Schnitt/Mischung: Christian Alpen

Sound Design: Azadeh Zandieh

 

Digital. Divers. Feministisch.

#frauenmachengeschichte

#ddfarchiv

Stand: 11. Oktober 2022

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