„Das Gedächtnis der deutschen Frauen- und Lesbenbewegungsgeschichte“

veröffentlicht 23. Juni 2022

Ganze Bücher und Zeitschriften, spannende Plakate und Protokolle, teils unveröffentlichte Briefe oder auch neu erstellte Zeitzeug*inneninterviews: Das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) macht die deutschsprachige Frauen- und Lesbenbewegung als eine der größten sozialen Bewegungen aus mehr als zwei Jahrhunderten online zugänglich. Mehr als 650.000 Datensätze und 15.000 Digitalisate sind bereits zu entdecken, vom Tagebuch der Minna Cauer (1841–1922) bis zu Aufrufen bewegter Frauengruppen der DDR.

Und der digitale Bestand wächst stetig: Denn jedes Jahr fördert und begleitet das DDF über die vom BMFSFJ bereitgestellten Bundesmittel Erschließungs- und Digitalisierungsprojekte feministischer Erinnerungseinrichtungen. Diese organisieren sich im i.d.a.-Dachverband – dem Dachverband der Lesben- und Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Italien.

Die Projektergebnisse fließen in das DDF ein und sind hier wie auch über den META-Katalog recherchierbar. Bisher analoge Bestände der feministischen Erinnerungseinrichtungen werden so aufbereitet, digitalisiert und damit nachhaltig bewahrt und als fundierte Quelle für Bildungs-, Forschungs- und Medienarbeit öffentlich zugänglich.

Mehr Teilhabe durch digitale Erinnerungsarbeit

„Wir begreifen Erinnerungskultur“, so heißt es im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung, „als Einsatz für die Demokratie und Weg in eine gemeinsame Zukunft“. Gerade der Digitalisierung kommt kulturpolitisch wie auch in Bildung und Forschung dabei eine wichtige Rolle zu. Vor diesem Hintergrund stellt Lisa Paus, seit April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, in ihrem Grußwort an das DDF die Bedeutung feministischer Erinnerungsarbeit heraus:

„Das Digitale Deutsche Frauenarchiv ist das Gedächtnis der deutschen Frauen- und Lesbenbewegungsgeschichte. Für die Arbeit des Bundesfrauenministeriums ist es eine enorme Bereicherung, denn es dokumentiert den langen Kampf von Frauen für ihr Recht auf Selbstbestimmung, für gleichberechtigte Partizipation in Bildung, Beruf und Politik und gegen Gewalt, Sexismus und Pornografie. Das sind alles leider hochaktuelle Themen.

Wir brauchen dringender denn je eine gerechte Teilhabe von Frauen in der Wirtschaft, in der Gesellschaft und in der Politik. Das DDF mit seinem stetig wachsenden Fundus leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Mit Ihrer Hilfe lernen wir von Frauen aus der Vergangenheit für unsere Zukunft. Das DDF an seiner Schnittstelle von Politik, Geschichte, Wissenschaft und Medien ist uns ein unverzichtbarer Ratgeber, eine echte Institution der Frauen- und Gleichstellungspolitik. Vielen Dank.“

Vom Projekt zur Institution

2013 formulierte die damalige Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel, die wissenschaftliche Aufarbeitung der deutschen Frauenbewegung in Ost und West durch ein digitales Archiv voranzutreiben. Der i.d.a.-Dachverband begann daraufhin 2016 mit dem DDF als Projekt den Aufbau dieses neuen Onlineportals. Eine gute Grundlage bot dafür der META-Katalog von i.d.a., der erste Online-Gesamtkatalog deutschsprachiger feministischer Erinnerungseinrichtungen und bis heute das gemeinsame Rechercheinstrument des Dachverbands.

Von Mitte 2016 bis Ende 2019 förderte das BMFSFJ den Aufbau des DDF. Seit September 2018 ist das Portal online. Die Institutionalisierung im Jahr 2020 bietet seither die Möglichkeit, dass DDF und die damit verbundene Digitalisierung der Frauen- und Lesbenbewegungsgeschichte langfristig auszubauen. Im Rahmen der institutionellen Förderung erhält das DDF seit 2020 jährlich bis zu zwei Millionen Euro, eine Million Euro werden davon für den DDF-Projektefonds bereitgestellt. Damit setzt die Bundesregierung ihr schließlich im Koalitionsvertrag von 2018 formuliertes Ziel um, das DDF und die Bewahrung feministischen Wissens in der Bundesrepublik Deutschland verlässlich abzusichern.

Stand: 23. Juni 2022

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