Maria Rentmeister Geboren 27. Januar 1905 in Sterkrade/Oberhausen Gestorben 10. Mai 1996 in Berlin

Über Maria Rentmeister

Maria Rentmeister war eine selbstbewusste, international agierende Initiatorin der neuen demokratischen Frauenbewegung und des Nachkriegsfeminismus in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). 1947 zählte sie zu den Mitbegründerinnen des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (DFD).

Von der Katholikin zur frauenbewegten Kommunistin

Maria Rentmeister kam 1905 in Oberhausen-Sterkrade im Ruhrgebiet zur Welt. Als erstes von sechs Kindern des Maßschneiders und Konfektionärs Franz Rentmeister und seiner Frau Katharina wuchs sie in der musik- und naturverbundenen, mit Klerus, Zentrumspartei und dem Oberhausener Bürgertum vernetzten Familie auf. Nach der Handelsschule übernahm sie im väterlichen Betrieb die Buchhaltung. Ihre Mutter hatte sich im Ersten Weltkrieg zur Kriegsgegnerin entwickelt; mit allen sechs Kindern wandte sie sich sozialistischen Ideen zu, Katharina wurde zur ‚roten Käthe‘. Maria, zunächst Mitglied der Naturfreundejugend, trat 1927 der Sozialistischen Arbeiterjugend bei. Nachdem das väterliche Geschäft in eine Krise geraten war, übersiedelte Maria Rentmeister im Mai 1929 von Bremerhaven aus zu Verwandten nach Milwaukee (Wisconsin) in die USA. Dort heiratete sie ihren ersten Ehepartner Wilhelm Bettinger.1 Drei Jahre arbeitete sie als Dienstmädchen, Farmarbeiterin und Büroangestellte, besuchte eine hauswirtschaftliche Abendschule, lernte Englisch und übersetzte und trat auch hier der Naturfreundejugend bei.2

Maria Rentmeister und Schwester Else lehnend an einem Baum, 1929
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Bundesarchiv, BArch NY 4159-BILD-2-005
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Maria Rentmeister (r) mit ihrer Schwester Else (l), 1929

Politisch-wirtschaftlich siedelte sie jedoch ausgerechnet zur Zeit der ‚Großen Depression‘ in die USA über. Desillusioniert vom amerikanischen Kapitalismus, wandelte sie sich von der Sozialistin zur Kommunistin und trat, als sie 1932 nach Deutschland zurückkehrte, in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und in die Rote Hilfe Deutschlands (RHD) ein. Die Frauenpolitik war ihr ein besonderes Anliegen, und sie leitete die KPD-Frauenarbeit als Bezirksreferentin im Ruhrgebiet und im Unterbezirk Oberhausen. Am 12. März 1933 wurde sie zur Stadtverordneten und zur Abgeordneten in den Provinziallandtag gewählt – konnte aber ihre Ämter nicht antreten: Bereits im April 1933, nach dem Reichstagsbrand und im Visier der Nationalsozialisten, war sie gezwungen, als politisch Verfolgte ins Saargebiet zu flüchten und wurde dort zur Widerstandskämpferin.

Illegalität und Verfolgung – und dennoch: „Wir lebten und liebten“

Im Saargebiet leistete Maria Rentmeister zunächst Frauen- und Schulungsarbeit für die KPD und schrieb Berichte für die Genossinnen und Genossen in Deutschland.
Für den Internationalen Frauenkongress in Paris 1934, ‚Gegen Krieg und Faschismus‘, bestimmte die 48-köpfige saarländische Delegation sie zur Referentin, und so sprach die 29-Jährige vor den rund 1400 Teilnehmenden für Deutschland. Als Mitarbeiterin in der Redaktion der Zeitschrift Weltfront und im Büro des ‚Weltkomitees gegen Krieg und Faschismus‘ baute sie ihre Kenntnisse und persönlichen Kontakte innerhalb der prominent besetzten politischen und kulturellen Pariser Emigrationsszene aus.3 Mit ihrem neuen Lebenspartner, dem KPD-Funktionär Wilhelm Beuttel, emigrierte sie später in die Schweiz und weiter in die Niederlande: „Wir lebten und liebten!“4 Dort organisierte Maria Rentmeister die Emigrationsarbeit der Partei. 1939 wurde sie in den Niederlanden verhaftet, wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 15. Juli 1941 zu vier Jahren Zuchthaus in Deutschland verurteilt und bis knapp vor Kriegsende im Zuchthaus Anrath bei Krefeld inhaftiert.

Erlebnisbericht
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Bundesarchiv, BArch, NY 4159/21
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Maria Rentmeister: Als Paris befreit wurde. Ein Erlebnisbericht, Deutsche Volkszeitung vom 2. September 1945

Frauenbewegter Aufbruch, Eigenmächtigkeit und Erfahrungen von realer Schwesterlichkeit

Nach ihrer Entlassung im Januar 1945 erlebte Maria Rentmeister das Kriegsende bei ihrer Schwester Else in Dessau, wo sie nach dem Einmarsch der US-Amerikaner für den Stadtkommandanten dolmetschte.5 Aber bereits im Juli 1945 wurde die nun 40-Jährige vom Zentralkomitee (ZK) der KPD als Kulturreferentin nach Berlin geholt, wenig später ihr dann die Leitung des Berliner Hauptfrauenausschusses übertragen. Hier ging es ihr und den tausenden Frauen darum, ein Alltagsleben in den Trümmerlandschaften wieder in Gang zu setzen, aber auch kulturelle Bedürfnisse zu befriedigen – praktisch, partei- und schichtenübergreifend und überkonfessionell.

Schwarz Weiß Foto des Podiums der "Tagung deutscher Frauen aller Zonen"
Foto-Donath-Pressebilder
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Bundesarchiv, BArch NY 4159-BILD-2-006
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„Tagung deutscher Frauen aller Zonen“ am 3. und 4. Dezember 1947 im
Klub der Kulturschaffenden, Berlin
v.l.n.r.: ?, Nadeshda Parfjonowa, Magda Hoppstock-Huth, Frieda Radel, Käthe Kern, Helene Beer (hinter Käthe Kern verdeckt) , Maria Rentmeister, Dr. Anne-Marie Durand-Wever (hinter dem Mikrofon), Emmy Damerius-Koenen (hinter Dr. Anne-Marie Durand-Wever verdeckt), Prof. Dr. Paula Hertwig, ?, ?

Gegen den Widerstand anderer Parteifrauen, insbesondere aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU), setzte Maria Rentmeister durch, dass auch parteilose Frauen in den Frauenausschüssen und später im Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) Leitungsfunktionen übernehmen konnten. In den Folgejahren wirkte sie mit ihrem ausgeprägten Demokratie- und Frauenrechtsbestreben als Stadtverordnete von Berlin, Mitglied im Zentralen Frauenausschuss der SBZ und im DFD-Gründungskomitee.6 In ihren zahlreichen Reden auf Frauenversammlungen sprach sie diese explizit an, sich als Motor eines frauenbewegten Übergangs in eine sich demokratisierende Gesellschaft und als Garanten für einen dauerhaften Frieden zu verstehen; vor allem aber auch ihre Fraueninteressen – von denen sie oft und nachdrücklich sprach – zu erkennen und selbstbewusst zu vertreten.

Mitglieder des „Vorbereitenden Komitees zur Gründung des DFD“
Jacobson Sonnenfeld
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Bundesarchiv, BArch BILDY 8-1-01
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  • Jacobson Sonnenfeld
  • Bundesarchiv, BArch BILDY 8-1-01
  • CC BY-SA 4.0
Mitglieder des „Vorbereitenden Komitees zur Gründung des DFD“, Dezember 1946/Januar 1947
v.l.n.r.: Friedel Malter, Else Lüders, Elli Schmidt, Prof. Dr. Paula Hertwig, Maria Rentmeister, Käthe Kern

Mit Gründung des DFD entstand ein feministisches Manifest, dem Maria Rentmeister als frauenbewegte Gründerin entscheidende Impulse verlieh: „Wir dürfen niemals mehr zulassen, daß über Deutschlands Gestaltung und Geschicke ohne uns Frauen entschieden wird. Wir werden von jetzt ab mitwissen, mitverantworten und mitbestimmen.“7 Das exponentielle Wachstum der Mitglieder im DFD – bereits im Jahr der Gründung über 200.000 Frauen – spiegelte das neue feministische Selbstbewusstsein und eine gemeinsame kollektive Identität, erfahren beispielsweise auf tausendköpfigen Kongressen und Frauenversammlungen, wider. Entsprechend gipfelte dies in der Selbstbeschreibung als eine „neue demokratische Frauenbewegung“.8

Als Mitglied des Bundesvorstandes arbeitete Maria Rentmeister eng mit der parteilosen Dr. Anne-Marie Durand-Wever, der ersten Vorsitzenden des DFD, sowie unter anderem mit Emmy Damerius-Koenen, Mina Ammann, Wilhelmine Schirmer-Pröscher, Helene Beer, Käthe Kern, Elli Schmidt, Toni Wohlgemuth und der ebenfalls parteilosen Prof. Dr. Paula Hertwig zusammen. Ab November 1947 wirkte sie hauptamtlich als Generalsekretärin und war maßgeblich als eine der ‚Mütter der Gleichberechtigungsgesetzgebung‘ an der Ausformulierung einer Vielzahl gleichstellender Gesetze zu Rechts- und Verfassungsfragen beteiligt.9
 

Maria Rentmeister berichtete zur DFD-Veranstaltung „17 Nationen und wir in Schweden“ von der Exekutivtagung der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF) in Stockholm, 16. November 1947 Berlin
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Bundesarchiv, BArch BILDY 10-2377-1774-01
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Maria Rentmeister berichtete zur DFD-Veranstaltung „17 Nationen und wir in Schweden“ von der Exekutivtagung der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF) in Stockholm, 16. November 1947 Berlin
Maria Rentmeister
Jacobson Sonnenfeld
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Bundesarchiv, BArch BILDY 10-2377-1719-67
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Maria Rentmeister, Generalsekretärin des DFD, ca. 1948/49

Die DFD-Gründerinnen als Avantgarde: Ein großer Schritt aus der Isolation Deutschlands

Gespeist aus seinem Selbstverständnis als Avantgarde hatte der DFD die Vision, in die „Weltfrauenbewegung“10 von 80 Millionen Frauen der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF) aufgenommen zu werden – dies gelang ihnen im Dezember 1948.11

Im Jahr zuvor, im September 1947, hatte Maria Rentmeister bereits als federführende Delegierte und Rednerin an der Exekutivtagung der IDFF in Stockholm teilgenommen. Selbst in dieser überwiegend sozialistisch geprägten Organisation waren die Ressentiments gegenüber den deutschen Frauen bei vielen nationalen Vertreterinnen groß. Maria Rentmeister stellte ihr politisches und diplomatisches Geschick unter Beweis: Der Zurückhaltung der Tagungsteilnehmerinnen begegnete sie mit einer emotionalen Erinnerung an den Widerstand und das Schicksal ihrer Familie im Nationalsozialismus. 12 Als prominente Vertreterin der alten bürgerlichen Frauenbewegung – des radikalen Flügels – nahm die fast 80-jährige Frieda Radel teil. Für Maria Rentmeister verkörperte sie, wie ja auch Else Lüders, die Mitarbeiterin von Minna Cauer, die Brücke über fast 50 Jahre deutscher Frauenbewegung.13 In zahlreichen Vorträgen beförderte sie die ihr so wichtige Rückbindung an die historischen Leistungen von Frauenrechtlerinnen, darunter an Lida Gustava Heymann und Anita Augspurg – auch diese beiden nicht zufällig vom radikalen Flügel der alten Frauenbewegung.

Im Gespräch am Haupteingang der Humboldt Universität Berlin, Herbst 1947 v.l.n.r.: Frieda Radel, Maria Rentmeister, Dr. Margarete von der Esch
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Bundesarchiv, BArch NY 4159-BILD-2-013
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Im Gespräch am Haupteingang der Humboldt Universität Berlin, Herbst 1947
v.l.n.r.: Frieda Radel, Maria Rentmeister, Dr. Margarete von der Esch

Im Dezember 1948 beim II. Weltkongress der IDFF in Budapest stellte Maria Rentmeister als Delegationsleiterin den feministischen Gründungsanspruch des DFD dar und berichtete über das bisherige frauenpolitische Engagement. Sie sprach zugleich die Erziehung der jungen Generation „im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens der Völker“ an und betonte, dass „von künftigen deutschen Generationen“ keine „Bedrohungen und Überfälle zu fürchten“ wären14 . Der gesamte Frauenbund hatte den Anspruch, „die Sprecherin für alle deutschen Frauen [zu] sein“15 , er betrachtete sich nicht als „eine Vertretung der Ostzone und Berlins“ – so Rentmeister –, sondern wolle „den fortschrittlichsten Teil der deutschen Frauenbewegung“16 repräsentieren und an der „Herstellung einer gesamtdeutschen Frauenorganisation“17 festhalten. Westlichen Frauenorganisationen gelang erst Jahre später der internationale Anschluss.

Desillusionierung und unfreiwilliger Abschied

Bereits im Oktober 1949 verlor Maria Rentmeister ihre Funktion im DFD, angeblich „auf eigenen Wunsch“18 . Tatsächlich aber hatte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein kritisches Auge auf die selbstbewusste Genossin und sogenannte Westemigrantin geworfen. Es war ein Rücktritt aus Protest. Ihr beharrlicher Widerspruchsgeist im DFD wurde seitens der SED nicht mehr geduldet. Ihr wurden Eigenmächtigkeiten und Disziplinlosigkeit vorgeworfen.19 Maria Rentmeister kollidierte und scheiterte letztendlich auch an der sozialistischen Doktrin, wonach die ‚Frauenfrage‘ nur gesellschaftlicher ‚Nebenwiderspruch‘ zu sein hatte. Gleichzeitig damit wurde bei ihr eine Hinwendung zu ‚bürgerlichen‘ Auffassungen gewittert.

Zweite Karriere in der Kulturpolitik

So schwer Maria Rentmeister der Abschied aus der Frauenpolitik fiel – sie wurde wieder als Kulturpolitikerin begrüßt und von November 1949 bis 1960 in Leitungsfunktionen berufen. Als Hauptabteilungsleiterin im Ministerium für Kultur wirkte sie unter Johannes R. Becher maßgeblich an der Wiederbelebung des kulturellen Lebens und dem Aufbau internationaler kultureller Beziehungen der DDR in Ost und West mit. Insbesondere das kulturelle Erbe von europäischer Aufklärung und Klassik sah sie als Brücke und Basis für ein neues, humanistisches (und sozialistisches) Menschenbild und für die Einheit Deutschlands.20 Nach fast zehn Jahren wurde sie mit einer strengen Rüge vom Posten abgelöst, wieder unterstellte die Parteiführung ihr eine Tendenz zur Verbürgerlichung und eine zu starke Westbindung im Kulturaustausch. Dennoch empfing sie in den Folgejahren mehrfach staatsoffizielle Ehrungen, auch die höchste Auszeichnung der DDR, den Karl-Marx-Orden.

Maria Rentmeister mit einer Delegation in Moskau
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Bundesarchiv, BArch NY 4159-BILD-2-004
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Eine Delegation namhafter deutscher Musiker auf Einladung der Sowjetregierung in Moskau, Dezember 1953
v.l.n.r.: Maria Rentmeister (Hauptabteilungsleiterin Ministerium für Kultur, Delegationsleiterin), Dieter Zechlin (Pianist), Günther Kochan (Komponist), Prof. Erwin Milzkott (Flötist), Prof. Dr. Georg Knepler (Pianist, Dirigent, Musikwissenschaftler, Rektor der Hochschule für Musik Berlin)
Maria Rentmeister empfängt Prof. David Oistrach (Violinist) am Flughafen Berlin Schönefeld, April 1955
Gerhard Kiesling
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Bundesarchiv, BArch NY 4159-BILD-2-007
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Maria Rentmeister empfängt Prof. David Oistrach (Violinist) am Flughafen Berlin Schönefeld, April 1955

Maria Rentmeister als Schreibende und Geschichtsbewahrende

Maria Rentmeister schrieb und publizierte über viele Jahre. Beatrice Vierneisel hob die gute Lesbarkeit ihres Schreibstils hervor, den weitgehenden Verzicht auf parteitreue Phraseologie, die Sachlichkeit, die teils eingestreuten Hinweise zwischen den Zeilen für Eingeweihte, die teils offene Kritik an Dogmen – die Kritik wurde dann aber (in den Druckwerken) bisweilen durch die Herausgebenden gestrichen.21 Im Bundesarchiv Berlin findet sich der umfangreiche frauenbewegte und kulturpolitische Nachlass von Maria Rentmeister, jenseits der publizierten Schriften: detaillierte persönliche Erinnerungen (Typoskripte) zur Emigration, den Frauenausschüssen, dem DFD, zu einzelnen Persönlichkeiten, Rundfunkmanuskripte, Korrespondenzen, Fotos und Zeitungsberichte über sie und einflussreiche Mitstreiterinnen. Damit hat sie, auch als langjährige Leiterin der Forschungsgruppe der Frauenbewegung bei der Bezirksleitung der SED, Berlin, ein wertvolles, noch zu erschließendes Erinnerungsarchiv geschaffen .

Ihre Antennen waren als heimatverbundene Rheinländerin zeitlebens ‚nach Westen‘ ausgerichtet und gesamtdeutsch: sowohl in der Frauen- wie in der Kulturpolitik. Anders als zahlreiche führende Genossinnen und Wegbegleiterinnen hatte sie bis 1948 russischen/sowjetischen Boden nicht betreten. Ihre internationalen Erfahrungen, ihre Weltläufigkeit und ihre politischen Überzeugungen wurden durch die Länder, in die sie zwischenzeitlich emigriert war, ihre zahlreichen internationalen Kontakte und durch die frauenbewegten Erfahrungen der unmittelbaren Nachkriegszeit geprägt .

Im Alter von 91 Jahren verstarb sie am 10. Mai 1996 in Berlin. Ihr Ehrengrab findet sich auf dem Friedhof der Sozialisten am Pergolenweg.

 

Stand: 09. Mai 2024
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Verfasst von
Dr. Grit Bühler

promovierte an der Universität Erfurt in Geschichtswissenschaften, forscht und publiziert zu Frauen- und Geschlechtergeschichte.

Prof. Dr. Cillie Rentmeister

Kunsthistorikerin und Geschlechterforscherin mit den Schwerpunkten Matriarchat, Frauenbewegung, Geschlecht und Migration.

Empfohlene Zitierweise
Bühler, Grit/Rentmeister, Cillie (2024): Maria Rentmeister, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv
URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/maria-rentmeister
Zuletzt besucht am: 10.05.2024
Lizenz: CC BY-SA 4.0
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  • Bühler, Grit
  • Rentmeister, Cillie
  • Digitales Deutsches Frauenarchiv
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Zitate von Maria Rentmeister

Biografie von Maria Rentmeister

27. Januar 1905

Geburt in Sterkrade/Oberhausen

1910 - 1918

Volksschule Sterkrade

1923 - 1924

Handelsschule

1924 - 1929

Buchhalterin bei der Maßschneiderei ihres Vaters Franz Rentmeister

1929 - 1932

Aufenthalt in Milwaukee (Wisconsin)/ USA

1933 - 1939/41

Emigrationsstationen: Saargebiet, Frankreich, Schweiz und Niederlande

Delegierte der KPD zum Internationalen Frauenkongress gegen Krieg und Faschismus in Paris, Maria Rentmeister sprach im Alter von 29 Jahren zu ca. 1400 Teilnehmenden

September 1939

Internierung in Amsterdam/Niederlande

Überstellung an die SS in Amsterdam

Verurteilung wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ (Oberlandesgericht Hamm)

bis 1945

Inhaftiert im Zuchthaus Anrath bei Krefeld und Zwangsarbeit in der Rheinischen Kunstseide AG Krefeld

1945 - 1947

Mitglied im Zentralen Frauenausschuss in der Sowjetischen Besatzungszone (ZFA in der SBZ), Leitung des Hauptfrauenausschusses Berlin

Erste Delegiertenkonferenz der FA und Gründung des ZFA für die SBZ in Berlin

Bildung des DFD-Gründungskomitees in Berlin

16. Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin

Deutscher Frauenkongress für den Frieden
Gründungskongress - Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD) in Berlin

Interzonaler Frauenkongress in Bad Boll (Württemberg), u.a. mit Dr. Anne-Marie Durand-Wever, Dr. Barbara von Renthe-Fink

Maria Rentmeister referierte als DFD-Delegierte während der Exekutivtagung der IDFF in Stockholm

November 1947

Maria Rentmeister wird zur DFD-Generalsekretärin (spätere Bezeichnung: Bundessekretärin) gewählt

Tagung deutscher Frauen aller Zonen in Berlin

II. Bundeskongress des DFD in Berlin

DFD - Reise in die Sowjetunion

DFD-Unterschriftensammlung zum Verbot von Atomwaffen auf Initiative der IDFF / Abschlusskundgebung in Berlin

II. Weltkongress der IDFF in Budapest, Delegationsleiterin des DFD, Aufnahme des DFD in die IDFF

Funktionsverlust im DFD – Westemigrantin/ Maria Rentmeister gibt ihren Rücktritt als DFD-Bundessekretärin bekannt

November 1949 - 1951

Leiterin der Abteilung Kunst und Literatur im Ministerium für Volksbildung der DDR

1951

Nanjing/China
Reise zum Abschluss der Kulturverträge DDR-VR China mit Prof. Dr. Robert Havemann, Botschafter der DDR Johannes König und Prof. Kurt Maetzig

1951 - 1953

Stellvertretende Vorsitzende der Staatlichen Kunstkommission der DDR und Leiterin der Abteilung für kulturelle Beziehungen

Leitung der Hauptabteilung „Kulturelle Beziehungen mit dem Ausland“ im Ministerium für Kultur der DDR

1958 - 1960

Leitung des Bereichs Presse und Werbung im Volkseigenen Betrieb (VEB) Progress Filmvertrieb Berlin

1958

SED-Parteirüge erteilt

1963

Leiterin der Forschungsgruppe der Frauenbewegung bei der Bezirksleitung der SED, Berlin

10. Mai 1996

Tod in Berlin

Fußnoten

  • 1Wilhelm Bettinger (1903–1982).
  • 2Vgl. BArch, NY 4159/20, Groh, Charlotte: Geschwister, in: Sonntag, Nr. 15/16 (1981) und CIA-RDP83-00415R003100090012-4, 50X1-HUM, URL:https://www.cia.gov/readingroom/document/cia-rdp83-00415r003100090012-4).
  • 3Vgl. Vierneisel, Beatrice: Das Erinnerungsarchiv, Leipzig 1997, S. 136. Zum Kreis der Frankreich-Emigrantinnen gehörte auch Emmy Damerius-Koenen, mit der sie später ein starkes frauenpolitisches Engagement verband. Und vgl. Bühler, Grit: Eigenmächtig, frauenbewegt, ausgebremst. Der Demokratische Frauenbund Deutschlands und seine Gründerinnen (1945–1949), Frankfurt am Main/New York 2022, S. 130 (Anmerkung 425). Diesen Hinweis verdanke ich Prof. em. Dr. Cillie Rentmeister, einer Nichte von Maria Rentmeister.
  • 4BArch, NY 4159/23.
  • 5Vgl. Rentmeister, Maria: Eine langgehegte Hoffnung ging in Erfüllung, in: Rosner, Fanny et al.: Vereint sind wir alles, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin (DDR) 1966, S. 232–263.
  • 6DRA 2035893, Auszüge aus der 16. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin am 14. Februar 1947 sowie siehe Bühler: Eigenmächtig, frauenbewegt, ausgebremst, Frankfurt am Main/New York 2022, S. 250 f. Sie lebte mit dem Gewerkschaftsfunktionär Fritz Rettmann, ihrem späteren zweiten Ehepartner, den sie bereits aus den 1920er-Jahren kannte, gemeinsam mit Tochter Helga zusammen.
  • 7DFD (Hg.): Protokoll des Deutschen Frauenkongresses für den Frieden, Berlin 1947, S. 153.
  • 8Ebenda, S. 70. Im Jahr der Gründung zählte der DFD über 200.000 Frauen und wuchs bis 1952 auf 1,1 Millionen an.
  • 9BArch, NY 4159/5, pag. 9. Bühler, Gritz (07.03.2024): (Die) Mütter der Gleichberechtigung in der DDR. Die frauenbewegte Gründerinnenzeit des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (DFD) 1945 - 1949, in:Bundeszentrale für Politische Bildung, abgerunfen am 09.05.2024 unter <https://de.wikipedia.org/wiki/Bundeszentrale_f%C3%BCr_Politische_Bildung>, Deutschland Archiv.
  • 10Artikel „Weltfrauenbewegung. Das große gemeinsame Ziel“, in: Zeitschrift Neues Frauenleben, hg. vom Demokratischen Frauenbund Deutschlands, Landesvorstand Sachsen, 1948, H. 6, S. 4.
  • 11Siehe DRA 2037376, Rundfunkinterview (Transkript): Bericht zur Aufnahme des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands in die Internationale Demokratische Frauenföderation vor 40 Jahren, Aufnahme vom 30. November 1988, Interviewerin: Angela Tesch, Gesprächspartnerin: Maria Rentmeister, Berlin, Funkhaus Nalepastraße, Erstausstrahlung im Rundfunk der DDR am 1. Dezember 1988 sowie siehe Bühler: Eigenmächtig, frauenbewegt, ausgebremst, Frankfurt am Main/New York 2022, S. 299 f.
  • 12DFD (Hg.): Erste Deutsche Frauendelegation in Stockholm, Berlin 1947, S. 43. Ihr Lebenspartner, der KPD-Funktionär Wilhelm Beuttel, wurde 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet. Im Sommer 1945 sah sie ihre Mutter Katharina Rentmeister, die elf Jahre u.a. im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert gewesen war, und ihre vier Brüder nach insgesamt zwölf Jahren Trennung in Berlin wieder. Sie alle hatten die Inhaftierungen in Zuchthäusern und Konzentrationslagern überlebt. Von ihrer Mutter verabschiedete sie sich im Frühjahr 1933 in einem Waldstück bei Duisburg. Vgl. Müller, Hans (Hg.): Wir „Hoch- und Landesverräter“, Oberhausen 1983; DRA 2021924, Die Rentmeisters – Wir feiern auf Ruinen ein Wiederauferstehen, 23.10.1982.
  • 13Vgl. DFD (Hg.): Erste Deutsche Frauendelegation in Stockholm, Berlin 1947, S. 32. Frieda Radel (LDP) engagierte sich aufs Neue in der Nachkriegsfrauenbewegung des DFD und wurde zur Landesvorsitzenden des DFD Brandenburg gewählt.
  • 14Ebenda, pag. 8.
  • 15BArch, NY 4159/5, pag. 4.
  • 16Ebenda.
  • 17Ebenda, pag. 5.
  • 18BArch, DY31/536, pag. 40; BArch, DY30/IV2/17/83, pag. 26.
  • 19Vgl. Bühler: Eigenmächtig, frauenbewegt, ausgebremst, Frankfurt am Main/New York 2022, S. 348 f.
  • 20Vgl. Buchbinder, Dagmar: Die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten (1951–1953) – eine Kulturbehörde „neuen Typus“, Frankfurt am Main 2011, S. 14.
  • 21Vgl. Vierneisel: Das Erinnerungsarchiv, Leipzig 1997, S. 136–144.

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